York Höller - Vokalmusik


Herbsttag (1996 / rev. 1999)

(nach Rainer Maria Rilke) für Sopran, Flöte, Harfe, Cembalo, Celesta und Streichquartett (Schott)

UA: Köln, Ensemble der Musikhochschule

Die Neufassung wurde bisher noch nicht aufgeführt.


Traumspiel (1983)

(nach A. Strindberg) für Sopran, großes Orchester und elektronische Klänge auf 8-Kanal-Tonband (Boosey)

 UA: Metz, Susan Roberts / Orchestre philharmonique de Liège / Dir.: P. Bartholomée

 weitere wichtige Aufführungen:

 Berlin, Karan Armstrong / Orchester des SFB / Dir.: L. Zagrosek

 London, Phyllis Bryn-Julson / BBC Symphony Orchestra / L. Zagrosek

"Confirmation pour l'Allemand York Höller (1944), dont "le Songe" pour soprano, grand orchestre et sons électroniques, sur de beaux fragments d'une piès de Strindberg, atteint directement à und émotion véritable dans un styl vocal assez proche de Berg (avec la voix ravissante de Susan Roberts)." (Le mond)

 

"Höller ist da ein markantes, ausdrucksvolles Orchesterstück gelungen." (Süddeutsche Zeitung)

 

"Von allzu direkten Weltraum-Illusionen abgesehen, die das Acht-Kanal-Tonband erzeugte, gelingt es Höller dennoch, Strindbergs Klage um die Unerbittlichkeit irdischen Lebens so gelassen wie atmosphärisch spannungsreich zu entfalten. Das liegt an der klaren Architektur des fünfteiligen Stückes, das von einem Dialog Indras mit seiner Tochter ihren elektronisch gefärbten Ausgang nimmt, in zwei Orchesterinterludien von verschwenderischer Schönheit konzentriert und von zwei groß dimensionierten Gesängen der Tochter Indras architektonisch kontrapunktiert wird." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

 

"Die Darstellung von Chaos und menschlicher Unzulänglichkeit, ausgerichtet auf eine Erlösungsvision, spricht sich aus in einer Musik, die Strindbergs bildkräftiger Sprache mit einem Bekenntnis zur Illustration begegnen. Die Verklanglichung "der Unerbittlichkeit des irdischen Lebens", wie sie der Bernd-Alois-Zimmermann-Schüler Höller im zweiten, rein orchestralen Abschnitt unternimmt, ist von schlagender Drastik, von einer Härte, die allerdings zugleich den Eindruck faszinierender Kraft vermittelt. Karan Armstrong sang die erstaunlich kantable Partie der Gottestochter mit eindrucksvoller Intensität." (Der Tagesspiegel)


Margaritas Traum (1991)

konzertante Szenenfolge aus "Der Meister und Margarita" für Sopran, großes Orchester und 4-Kanal-Tonband (Boosey)

UA: München, Gasteig, Phyllis Bryn-Julson / Münchener Philharmoniker / Dir.: L. Zagrosek

weitere wichtige Aufführungen: Köln, Graz

"Lothar Zagrosek, Dirigent der Pariser Uraufführung, versetzt zusammen mit den Münchner Philharmonikern den hiesigen Gasteig in eine Halluzinatorische, diabolische Traumwelt.

Sphärenklänge führen ins somnambule Niemandsland Margaritas. Phyllis Bryn-Julson, als Sängerin mit der Moderne wohlvertraut, bewährt sich mit dramatischer Deklamation, wandelt ihre Stimme den Anforderungen entsprechend von Flüstern bis zu verhaltenem Ausbruch.

Im Zwischenspiel, "Der große Satansball", entwickelt Höller einen wahren Totentanz, einen musikalischen Hexensabbat. Nicht nur die elektronisch verstärkten Klangkörper wie Gitarre, Violine und Synthesizer, auch die Orchesterinstrumente werden eingebettet in den Stereophonie-Effekt: Die Musik wandert." (Münchner Merkur)

 

"Höller hat in der Suite äußerst wirksam traumatische und wirkliche Erlebnisse der Heldin Margarita gebündelt, die von Phyllis Bryn-Julson mit sehr intonationssicherem Sopran und zu amerikanischer Diktion in einer Mischung aus Sprechen und Gesang vorgetragen wurde... Dazu bemüht der Komponist Bongo und E-Gitarre für einen satanischen, orchestral orgiastischen Totentanz, verschneidet Barock-Fanfaren mit verminderten Streicher-Intervallen und entfesselt gewaltige Blechstöße. Die Philharmoniker zeigten sich aufgeschlossen, musizierten sehr diszipliniert, wach und klangschön." (Süddeutsche Zeitung)


Der ewige Tag

Kantate für gemischten Chor und großes Orchester und Live-Elektronik (Boosey)

UA: Köln, Philharmonie, Chor und Sinfonieorchester des WDR / Dir.: S. Bychkov

"Das Werk zeichnet in mythischer Überhöhung den Tagesablauf nach, die Bahn der Sonne von Ost nach West, vom Orient zum Okzident. Es gibt drei subtil korrespondierende Textstationen: "Der Morgen" (um 1150) des orientalischen Dichters Ibn Scharaf, "Der Tag" (1911) des Expressionisten Georg Heym und "Die Nacht in Isla Negra" (1964) des chilenischen Lyrikers Pablo Neruda.

Ahnungsvolles Erwachen prägt den "Morgen". Chor ... und Orchester zeigten starke Präsenz, die dann im "Tag" zu großartiger Wirkung kam. In markanten Einsätzen und gleißenden "Licht- und Szenenwechseln" waren Freuden und Schrecken des Lebens zu entdecken. Zum musikalischen Höhepunkt geriet jedoch das Vorspiel zur "Nacht": ein irrlichterndes, bruchstückhaftes Traumgespinst mit Mahler-Zitaten (7. Sinfonie), prickelnden Pizzikati und bohrenden Echo-Effekten. Strenge und Sprechgesang dominieren schließlich die "Nacht" selbst, deren Schluss-Crescendo, halb drohend, halb erwartungsfroh, vom Anbruch eines neuen Tages kündet." (Kölner StadtAnzeiger)

 

"Manchmal verdichtete sich der Klang heftig zu Gebilden mit recht üppigen Volumen von satter Sinnlichkeit. Auch der Chor konstituierte Spannungen zum Verlauf des Instrumentariums. Meist wurde der Text unbeschädigt deklamiert, bis hin zur Negation der Töne: Musik als reiner Text. Schwierige Intonation, garstige Intervalle waren auf der anderen Seite zu bewältigen. Der WDR Rundfunkchor fand sich in extremen Anforderungen spielend zurecht." (Bonner General-Anzeiger)