York Höller - Biographie


Höller studierte 1963-70 in Köln an der Musikhochschule Komposition (bei Bernd Alois Zimmermann und Herbert Eimert), Klavier (bei Alfons Kontarsky) und Orchesterleitung, daneben Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität, und legte 1967 sein Schulmusikexamen ab. Wichtige Impulse verdankte er auch den Darmstädter Ferienkursen, zumal den Analyseseminaren von Pierre Boulez. Nach kurzer Tätigkeit als Solorepetitor am Stadttheater Bonn erhielt er 1971, auf Einladung Karlheinz Stockhausens, erstmals die Chance, im elektronischen Studio des WDR Köln eigene Arbeiten zu realisieren. In den folgenden Jahren wurde er rasch international bekannt durch Kompositionen, die instrumental-vokale und elektronische bzw. computergenerierte Klänge in lebendiger, fantasievoller Synthese präsentierten. Einige dieser Werke hat Höller, auf Einladung von Pierre Boulez, ab Mitte der siebziger Jahre im Pariser Forschungsinstitut IRCAM realisiert.

 

Paris wurde ihm, dem "Grenzgänger" zwischen Deutschland und Frankreich, der zunehmend auch Elemente der französischen Musikästhetik assimilierte, zur zweiten Heimat, und hier, an der Grand Opéra, wurde 1989 seine Oper DER MEISTER UND MARGARITA (nach Michail Bulgakow) mit großem Erfolg uraufgeführt. Nach 14jähriger Lehrtätigkeit als Dozent für Analyse und Musiktheorie an der Kölner Musikhochschule übernahm er 1990-1999 die künstlerische Leitung des neu eingerichteten WDR-Studios für elektronische Musik. 1993 wurde er zum Professor für Komposition an die "Hanns Eisler"-Musikhochschule in Berlin berufen, 1995 wechselte er in gleicher Funktion, als Nachfolger Hans Werner Henzes, an die Kölner Musikhochschule. Höller erhielt zahlreiche internationale Kompositionsaufträge, Stipendien (Cité des Arts Paris, Villa Massimo Rom) und Auszeichnungen (Bernd Alois Zimmermann-Preis der Stadt Köln, Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Preis des Internationalen Komponistenforums der UNESCO, Rolf Liebermann-Preis für Opernkomponisten) und wurde von Universitäten und Hochschulen in Europa und Amerika zu Vorträgen und Kompositionskursen eingeladen. 1986 ernannte ihn der französische Kulturminister zum Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres de la République Française, seit 1991 ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste, seit 2006 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

 

Unter den Komponisten der mittleren Generation in Europa ist Höller gewiß einer der eigenständigsten und eigenwilligsten — ein Künstler, der sich nie durch Schulen und ästhetische Dogmen hat vereinnahmen lassen. Früh setzte er sich kritisch mit der seriellen Musik, mit aleatorischen und stochastischen Kompositionsmodellen auseinander, nahm Anregungen philosophischer und naturwissenschaftlicher Denkansätze, aus der Informations- und Gestalttheorie auf und entwickelte daraus sein Konzept der "Gestalt-Komposition", die auch der indischen Raga- und arabischen Maqam-Technik, vor allem aber der mittelalterlichen Isorhythmie wichtige Inspirationsmomente verdankt. Sie dient als syntaktische Basis einer höchst persönlichen Musiksprache, die subjektiven Impuls und rationale Kontrolle, Konstruktion und Klangsinnlichkeit in eins zu setzen sucht. Seine Bulgakow-Oper, aber auch seine großen Orchester- und Ensemblewerke entwerfen eine subtile Balance von minutiös durchrationalisierter Struktur und hoch expressiver Diktion, die Farbenrausch, dramatische Gestik, emotionale Emphase nicht scheut. "Für mich", so Höller, "antwortet das Streben nach Schönheit, in des Wortes weitester Bedeutung, keiner Ideologie, sondern einer immensen Herausforderung (wenn man sich nicht mit den Klischees postmoderner Neotonalität zufrieden geben will) — eine Utopie, an der zu arbeiten es in einer Zeit wie der unseren besonderer Anstrengung bedarf."

 

Monika Lichtenfeld, Musikjournalistin



Auszeichnungen

York Höller erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a.

 Der französische Kulturminister ernannte ihn 1986 zum Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres.


"Er ist der begabteste Komponist seiner Generation in Deutschland."

Karlheinz Stockhausen


"Er ist einer der wenigen Komponisten, die meine höchste Wertschätzung haben."

Pierre Boulez


York Höller gehört zu den ganz wenigen deutschen Komponisten, die in der Verbindung instrumentaler und elektonischer Klänge überzeugendes zu bieten haben: Intelligenz, Klangphantasie und stete, kritische Suche. Eine eigenständige Künstlerpersönlichkeit."

Fono Forum 12/93


"...six compositeurs — les plus grands d'aujourd'hui — de Boulez à York Höller..."

France Soir, Paris


"... the most consistently impressive of German modernists".

The Independent, London


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York Höller: Meister und Margarita
Ulrich Schreiber
„Opernführer für Fortgeschrittene. Die Geschichte des Musiktheaters. Das 20.Jahrhundert II: Deutsche und italienische Oper nach 1945 · Frankreich · Grossbritannien"
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York Höller
Rainer Nonnemann
Komponisten der Gegenwart, hrsg. von Hans-Werner Heister und Walter-Wolfgang Sparrer,
München 2005 (edition text + kritik), 30. Nlfg. Dezember 2005, 46 S.
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